Apus apus   Deutsche Gesellschaft für
  Mauersegler e. V.
NewsDer MauerseglerFundvogelTierarztMauerseglerklinikDer VereinHelfen & SpendenVerschiedenes
 deutsch english español italiano français polski News
 
Winterschmutz und Frühjahrsputz
Sunday, 01. June 2025 12:47
By: Dr. med. vet. Christiane Haupt

Gestern haben wir die Vorbereitungen für unsere andere Mauerseglersaison getroffen – nicht die in der Klinik, sondern in unserer Kolonie! Die Kolonie befindet sich an dem Haus, in dem ich wohne, und umfasst 23 Mauerseglernistkästen, 2 Nisthilfen für Haussperlinge, 3 Nisthilfen für Meisen sowie 2 Insektenhotels. Meine Spatzen sehen das etwas anders (nämlich 23 + 2 Nistkästen für Haussperlinge und 0 für die kreischenden schwarzen Ungeheuer). Und die Meisen bezeichnen meine Insektenhotels beharrlich als Insektenbuffets. Ich liebe sie alle, aber Ordnung muss sein. Und ich will keine Todesopfer an meinem Haus. Da bin ich eisern.

 

Solche Differenzen führen zwangsläufig zu Auseinandersetzungen, bei denen ich mich regelmäßig sehr unbeliebt mache. Drahtgitter vor die Insektenhotels zu basteln, um ein gesichertes Aus- und Einchecken von Biene Maja & Co. zu gewährleisten, ist das eine. Schlimmer das zweite: Zum größten und lautstark geäußerten Missfallen der ansässigen Spatzengemeinde säubere und verschließe ich meine Mauerseglernistkästen nach dem Winter und öffne sie erst wieder, wenn die Segler Ende April zurückkehren. Spatzen „müllen“ nämlich Nistplätze bis zum Anschlag voll und schaffen damit Todesfallen für Mauersegler, die sich im Nistmaterial verfangen, strangulieren und erhängen können. Zu oft schon habe ich Unfälle dieser Art erlebt, in meiner eigenen Kolonie mehrfach um Haaresbreite Todesfälle verhindern können, und alljährlich erhalten wir in der Mauerseglerklinik zahllose Opfer von Strangulationen durch fadenförmiges Nistmaterial. Aufgrund der dramatische Nistplatznot konkurrieren Mauersegler, Sperlinge und Stare erbarmungslos und verlustreich um die verbliebenen Nistgelegenheiten.

 

(Nicht nur) Mauersegler brauchen Nistplätze! Denn es werden immer weniger. Erst die Nistplätze, dann die Segler. Dachsanierungen und Dämmungen sind Nistplatzkiller Nummer 1. Nur in den seltensten Fällen wird bei Dacharbeiten und Sanierungen Rücksicht auf am Haus brütende Vögel genommen, und es wird auch gern mal außer Acht gelassen, dass unsere heimischen Wildtiere laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt sind. Das illegale Beseitigen von Niststätten – gleichgültig ob während oder außerhalb der Brutsaison – ist mit Geldstrafen in fünfstelliger Höhe belegt. Sind Renovierungsarbeiten unumgänglich, müssen diese außerhalb der Brutzeit erfolgen. Für jeden Nistplatz, der dabei verloren geht, ist ein adäquater Ersatz zu schaffen. Bei geplanten Bauvorhaben ist eine Kartierung der am Objekt vorkommenden Wildtiere sowie die Erstellung eines Artenschutzgutachtens dringend anzuraten, sonst kann es echt teuer werden. Ein Baustop kostet allemal mehr Geld als ein Gutachten!

 

Dennoch gehen jedes Jahr unzählige Mauerseglerniststätten verloren, und angestammte Kolonien verschwinden. Viele engagierte Vogelfreunde wollen Abhilfe schaffen und Nistkästen aufhängen. Doch was sich einfach anhört, ist es leider nicht. Einiges ist unbedingt zu beachten, bevor man erfolgreich Mauersegler ansiedeln kann, ohne sich in die Nesseln zu setzen.

 

1) Die Erlaubnis des Hausbesitzers / Vermieters muss eingeholt werden. Ohne schriftliche Einwilligung dürfen keine Nisthilfen angebracht werden, da es nachfolgend zu großen Problemen kommen kann, wenn Haftungsfragen und das Recht am Eigentum mit dem Naturschutzgesetz kollidieren. Sobald die Kästen von den Vögeln angenommen werden, stehen sie unter Naturschutz und dürfen nicht mehr entfernt werden.

 

2) Nisten bereits Mauersegler am Haus oder kommen sie in der Umgebung vor? Kästen anzubieten macht wenig Sinn, wenn es weit und breit keine Mauersegler gibt.

 

3) Die Mindesthöhe für Mauerseglernistkästen ist oberhalb des 1. Stockwerkes. Mauersegler benötigen zum An- und Abfliegen genügend Platz. Vegetation oder andere Hindernisse dürfen den freien An- und Abflug nicht behindern. Gegebenenfalls muss die Flugschneise durch regelmäßigen Rückschnitt der umgebenden Vegetation freigehalten werden. Zugleich dürfen die Kästen nicht so hoch hängen, dass man sie nicht mehr erreichen kann, da sie gewartet werden müssen. Entgegen landläufiger Meinung kann man sie keinesfalls sich selbst überlassen. Das Verschließen bis zum Eintreffen der Mauersegler ist ratsam. Man vermeidet damit eine vorherige Besiedelung von Sperlingen, die nachfolgend das Nisten von Mauerseglern im selben Kasten hochgefährlich oder sogar unmöglich macht. Das Einflugloch wird mit einem „Stopfen“ verschlossen, an den ein Bindfaden gebunden ist, der straff durch ein Fenster nach innen gezogen wird. Bei Eintreffen der Mauersegler braucht man den Stopfen nur herauszuziehen.

 

4) Die Himmelsrichtung muss stimmen. Vom Hängen der Kästen nach Süden oder Westen ist dringend abzuraten, sonst wird die gutgemeinte Nisthöhle zum tödlichen Backofen. Am besten ist die Nordseite geeignet, möglich ist auch die Ostseite.

 

5) Ein Mauerseglernistkasten muss immer unter dem Dachvorsprung angebracht werden, niemals frei an der Wand. Rabenvögel oder Falken können sich auf einen frei hängenden Kasten setzen und anfliegende Mauersegler abfangen. Diese Gefahr besteht auch, wenn der Dachvorsprung den Kasten nicht weit genug überragt. Falls möglich, empfiehlt sich die Anbringung des Kastens neben einem Fallrohr – eine Stelle, die Mauersegler auf der Suche nach einem Nistplatz gern anfliegen.

 

6) Fast alle handelsüblichen Mauerseglernisthilfen sind viel zu klein. Bei einer Besiedelung durch 5 Mauersegler (2 Altsegler und bis zu 3 Nestlinge) und einer Flügelspannweite von circa 40 cm ist eine Kasteninnengröße von 40 (B) x 30 (T) x 20 (H) cm das absolute Minimum. Der Kasten sollte vorzugsweise wärmeisoliert sein. Bei unseren immer heißeren Sommern sollte unbedingt darauf geachtet werden, keine zu kleinen Nisthilfen mehr anzubieten. Diese werden in der Hitze zu Todesfallen, in denen die hilflosen Nestlinge lebendig gekocht werden. Viele versuchen auch dem Hitzetod zu entgehen, indem sie sich in ihrer Verzweiflung in die Tiefe stürzen. Eine passende Nisthilfe zu finden ist nicht schwer: Die JVA Heimsheim bietet in ihrem Online-Shop „Ei-Zelle“ einen sehr guten Mauerseglernistkasten mit integrierter Starensperre an, die „Villa Apus“. Hier wurde insbesondere auf Nachhaltigkeit, genügend Platz und Wärmeisolierung Wert gelegt. Wir können die „Villa Apus“ uneingeschränkt empfehlen.

7) Das Einflugloch sollte immer nach vorn weisen, nie nach unten. Warum? Damit die wohlgeformten „Droppings“ des hoffnungsvollen Mauerseglernachwuchses, zielsicher durchs Einflugloch geschossen, unten auf dem Boden landen und nicht an der Hauswand.

 

Wohlan! Wer sich erfolgreich durch den Wust von Gesetzen, Bestimmungen und Voraussetzungen gekämpft hat, wer zentnerschwere Lieferungen der JVA Heimsheim in Empfang genommen und fluchend hoch bis unters Dach geschleppt hat, wer mit Akkuschrauber und sonstigem Werkzeug bewaffnet unter Blut und Tränen die nachhaltigen Eigenheime erdbebensicher in die Hauswand gedübelt hat und irgendwann nach getaner Arbeit mit wackligen Beinen von der Leiter steigt, der kann nun mit stiller Freude seine neuen Mauerseglerhäuser von unten bewundern, die wenige Wochen später mit lautem Srii-Sriii und wilden Flugspielen von unseren afrikanischen Heimkehrern bezogen werden – hoffentlich!

 

Lasset die Saison beginnen!

 

 

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
Wir nehmen nur Segler an!

Telefonische Anfragen zu anderen Fundvögeln bearbeiten wir NICHT.

Wenden Sie sich dafür bitte an: Wildvogelhilfe.org/
 
Anfang  ·  Impressum  ·  Anfahrt  ·  Übersicht ·  deutsch english español italiano français polski