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Rasanter Start in die Mauerseglersaison 2021
Thursday, 13. May 2021 21:34
Por: Dr. med. vet. Christiane Haupt
Kalini

Kalini aus Bremen, schlechtgelaunt © DGfM

Artus & Lenka

Erster Start der Saison von Frankfurt aus: Artus aus Frankfurt-Bockenheim und Lenka aus Rüsselsheim heben souverän ab. © DGfM

Yair

Yair hat das Flugloch an seiner Wohnbox entdeckt. "Darf ich auch schon raus?" - Ja, er darf! © DGfM

Lenka

Lenka kurz vor dem Start. © DGfM

Hannah & Miramis

Für Hannah aus Massel, links, gab es leider kein Happy End: Ihr linkes Auge ist zerstört. Miramis, rechts, muss eine Prellung auskurieren. © DGfM

Amadeus

Amadeus aus Essen, ein "Vorjähriger", braucht nur noch wenige Federn, dann erwartet ihn endlich die langersehnte Freiheit. © DGfM

Amadeus

So sah Amadeus im Februar 2020 aus … © DGfM

Sidonie

Sidonie aus Hamburg, Jungsegler aus 2020, wird leider nicht in unseren Himmel aufsteigen. Ihre neurologischen Ausfallserscheinungen sind irreversibel. © DGfM

Severin

Severin aus Linz in Österreich, ebenfalls aus 2020, wartet aufs Schiften. Er braucht eine ganze Menge neue Federn. © DGfM

Persephone, Samuel, Jerry & Gualtiero

Vier Eier in Ibiza! "Eier" nennen wir liebevoll unsere kleinen Schrubbel, die auch noch aus 2020 stammen und bei uns durchmausern müssen. Ihre Gefiederschäden sind zu umfangreich, um sie schiften zu können. Hier genießen Persephone, Samuel, Jerry und Gualtiero Licht und Wärme in der Sonnenbox "Ibiza". © DGfM



Das kann selbst dem langmütigsten Mauersegler die Laune verhageln. Da verausgabt man sich nach Kräften, um möglichst früh ins norddeutsche Brutgebiet zurückzukehren, bleibt dann irgendwo am Dach mit einem Flügel hängen und bricht sich obendrein den Fuß. Mit fiesen Schmerzen und drei gebrochenen Federn landet man in Menschenhand und muss sich tagelang aufgetautes Insekten-Fastfood in den Schnabel stopfen lassen, bevor man in einen Pappkarton gesteckt und rücksichtslos durch die Gegend geschaukelt wird. Stunden später wieder ausgepackt, findet man sich zwar in einem Raum voller Artgenossen wieder, doch das fade Fastfood gibt es auch hier! Dann ein heimtückischer Pieks, totaler Blackout, und nach dem Erwachen sind zwar die Federn wieder heil, dafür hat man plötzlich einen Fußverband. Die anderen sagen, das sei hier die Mauerseglerklinik, da passiere sowas dauernd. Man erwache mit Federn oder ohne Federn, was gerade angesagt sei. Nicht sehr vertrauenserweckend, oder? Eine Woche später und ohne den Fußverband und nachdem man endlose Runden im sogenannten „Trainingszimmer“ gedreht hat (so lange, bis die versammelten Menschen anfingen rumzuhüpfen und gar nicht mehr so erheitert aussahen), wird man nach draußen getragen und schafft es, jawoll, diesen blöden Händen zu entwischen! Freiheit! Ab in den Himmel! Aber was ist das!? Es ist der Main und nicht die Weser! Da kreist man doch glatt wieder über Frankfurt, das man vor zwei Wochen schon mal überflogen hat, und kann sich abermals in den Norden aufmachen…! - Soweit der Bericht des sehr empörten Altseglers Kalini aus Bremen.

Kalini ist einer von fast 40 adulten Mauerseglern, die wir seit Beginn der Brutsaison bereits stationär aufgenommen haben. Bei vielen ging es leider nicht gut aus: Nadav aus Mühlheim geriet einer Katze in die Fänge, die ihr den Flügel durchbiss. Hannah aus Messel erlitt bei einem schweren Anflug eine Linsenluxation. Eroica aus Frankfurt fand seinen Nistplatz durch ein Gerüst verschlossen vor und stürzte nach vielen vergeblichen Versuchen einzufliegen mit zertrümmerten Handknochen zu Boden. Fallada, ebenfalls Frankfurter, zerschmetterte sich beim Anflug die Schulter, weil sein Nistkasten von Hummeln okkupiert war und er trotzdem versuchte hineinzugelangen. Sowohl Schicksal als auch Menschenverschulden fordern alljährlich viele Opfer.

Andere Segler wie Léonie aus Hanau, Lyra aus Ingelheim und Athelstan aus Bad Nauheim gingen aufgrund des anhaltend kalten Maiwetters zu Boden, erholen sich nun in gewärmten Intensivboxen bei reichhaltiger Fütterung und dürfen sich hoffentlich bald wieder in den Himmel schwingen. Zwölf Glückliche, darunter auch unser pikierter Kalini, sind bereits erfolgreich wieder gestartet: Einige hatten sich bloß verflogen, wie Tiberius aus Frankfurt, andere mussten bei uns ein paar Tage lang ihren Brummschädel nach einem leichten Anflugtrauma auskurieren, wie Shmulik aus Kadenbach, Yair aus Ellern und Lorcán aus Schwalbach.

Mit Leonidas aus dem Frankfurter Westend und dem schwer verletzten Elijah aus Stuttgart, die Gefiederschäden davongetragen haben, zogen bereits die ersten Langzeitpatienten ein. Und der erste „Bauschaum“-Segler, ein Fall aus Hamburg, wird auch schon erwartet, trauriges und erschütterndes Beispiel menschlicher Rücksichtslosigkeit und Ignoranz gegenüber Gebäudebrütern. Lange erhalten bleiben werden uns auch orthopädische Patienten mit Schulterprellungen, Zerrungen und Lahmheiten, wie Joris aus Mannheim, Inigo aus Siegen und Noah aus Ober-Olm, der stundenlang im strömenden Regen in einem Hof liegen gelassen wurde. Unser dringlichster Appell: Ein Mauersegler am Boden ist immer ein Notfall und muss sofort geborgen werden! Bitte nicht liegenlassen, bitte keine Flugversuche und bitte nicht füttern, sondern melden Sie uns den Segler umgehend telefonisch oder per Mail.

Es wird nun gewiss mit vielen verletzten Mauerseglerpatienten weitergehen, und wir werden tun was wir können, um möglichst viele zu retten. Über jede Unterstützung freuen wir uns, ob Spende oder Mithilfe. So suchen wir zum Beispiel immer engagierte Kurierfahrer, die verletzte Segler in eine Pflegestelle oder zu uns fahren können. Wer da helfen möchte, melde sich doch bitte bei uns oder bei der Facebook-Gruppe „Mauersegler Taxi Bundesweit“.

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
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