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Skandal in einer großen Stadt
Thursday, 24. May 2018 20:47
By: Dr. med. vet. Christiane Haupt
Malte

Malte, vom Himmel gerissen. © DGfM

Malte

Maltes Schwingen und Steuerfedern sind komplett verklebt mit mörderischer Taubenabwehrpaste. © DGfM

"Völlig harmlos"

DAS soll nach Angaben des Herstellers völlig harmlos für Vögel sein … © DGfM

Kleinarbeit

In mühsamer Kleinarbeit wird ein Federsatz für Malte präpariert. © DGfM

Federn für Malte

Am 19. Mai wird Malte geschiftet. © DGfM

Federwechsel

Eine verklebte Schwungfeder nach der anderen wird ausgewechselt. © DGfM

beschädigte Federn

So sehen die lebensnotwendigen großen Schwungfedern nach Kontakt mit der Klebepaste aus, die Vögel "ja nur vergrämen" soll! © DGfM

Malte in Narkose

Fast zwei Stunden verbringt Malte in Vollnarkose. © DGfM

Wieder flugfähig: Malte

Malte ist wieder flugfähig. Aber es ist ein trauriger Triumph. © DGfM

Maltes ehemaliger Nistplatz

Eine ganze Weile schläft er noch. Träumt vielleicht von seinem früheren Leben, das aufgrund menschlicher Willkür und Niedertracht zu einem tödlichen Alptraum geworden ist. © DGfM

 

Wir nennen den Namen nicht. Denn diese Stadt ist jede Stadt. Überall. Und Maltes Schicksal ist das Schicksal vieler Mauersegler, die von unserem Himmel verschwinden und niemals wiederkehren werden.

 

Haben Sie sich schon gewundert, warum man nur noch so wenige Mauersegler sieht? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Dies ist einer der schlimmsten: Die rücksichtslose und flächendeckende Zerstörung ihrer Nistplätze und der brutale Mord an Brutvögeln und Nestlingen durch völlig verrohte und gewissenlose "Menschen".

 

Malte ist einer dieser Mauersegler. Er gehörte zu den wenigen Glücklichen, die noch einen Nistplatz hatten. Bis jemand beschloss, dass Malte und die anderen am selben Haus brütenden Mauersegler ihn störten und verschwinden sollten. Und zwar endgültig. Er verschloss die Einflugöffnungen mit Blechplatten - möglicherweise befanden sich bereits brütende Segler im Inneren …  Er trug in der gesamten Umgebung rund um die versperrten Niststätten dick die mörderische Taubenabwehrpaste auf. Er befestigte obendrein rund um und unterhalb der früheren Einflüge nadelspitze Spikes. Alles in der niederträchtigen Absicht, die streng geschützten Vögel nicht nur zu vertreiben, sondern grausam zu töten. Tierschutzgesetz? Bundesnaturschutzgesetz?? Interessierte dieses Monster nicht. Diese Gesetze sind ja eh das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden. Außerdem wird es überall so gemacht und keinen schert's …

 

Malte flog seinen Nistplatz an. Vielleicht saß seine Partnerin in der verschlossenen Nisthöhle, auf ihrem Nest einem langsamen und schrecklichen Tod preisgegeben dort, wo neues Leben hätte entstehen sollen. Malte versuchte es wieder und wieder - er glitt ab, taumelte am verklebten Fallrohr nieder, knapp vorbei an den tödlichen Spikes, stürzte zu Boden, mit unrettbar verschmierten und verklebten Schwingen. Benommen blieb er liegen. Versuchte zu flattern, wieder aufzufliegen - unmöglich. Wie zähflüssiges Pech haftete die grausame Masse auf seinen Federn. Ein paarmal katapultierte Malte seinen Körper hoch. Vergebens. Zitternd sank er zurück, einem furchtbaren Schicksal preisgegeben, das er nicht verstehen konnte …

 

Eine rettende Hand, Stunden später. Stunden voller Angst und Panik. Vielleicht hörte Malte über sich seine eingesperrte Partnerin schreien. Er wird sie niemals wiedersehen. Die rettende Hand gehörte einem mitleidigen Menschen, der ihn aufnahm und zu einer Wildvogelauffangstation brachte. Dort versuchte man vergeblich, sein Gefieder zu reinigen. Nichts half. Tage später wurde Malte per Kurier zu uns nach Frankfurt geschickt. Zu dieser Zeit müssen seine Partnerin und viele andere Mauersegler, die an diesem zur Todesfalle gewordenen Haus eingesperrt wurden, sich rettungslos verklebten oder in den Spikes aufspießten, bereits tot gewesen sein. Malte überlebte.

 

Schnell war uns klar, dass jeder Reinigungsversuch nutzlos sein würde, sogar mit Äther war die "angeblich so harmlose Taubenabwehrpaste" nicht lösbar. Die Substanz musste aber entfernt werden, denn bei jedem Putzversuch nahm Malte Spuren davon auf. So wurde ein Federsatz vorbereitet, Malte wurde in einer zweistündigen OP unter Vollnarkose geschiftet und erwachte mit neuen, unversehrten Federn.

 

Und nun? Ein trauriges kleine Happy End? Weit gefehlt. Denn nun tobt Malte bei uns in seiner Box. Er will fort, fort, fort, er will heim! Er weiß nicht, dass ihn daheim dieselbe Todesfalle erwartet, in die er schon einmal geraten ist. Und noch einmal würde ihn wohl kaum ein Wunder retten, wie beim ersten Mal.

 

Wir erstatten Anzeige bei allen zuständigen Ämtern und Behörden. Wir fordern die Beseitigung der illegalen Abwehrmaßnehmen und die sofortige Öffnung der vielen verschlossenen Nistplätze an diesem Gebäude.

 

Aber wird man dem stattgeben? Und falls ja, wann? Wie lange müssen wir Malte gefangenhalten, um ihn nicht in den sicheren Tod zu schicken? Unsere bitteren Erfahrungen und Kenntnisse, wie in diesem Land bei Vergehen gegen das Bundesnaturschutz- und Tierschutzgesetz verfahren wird, erfüllen uns mit berechtigten Zweifeln, dass Malte und seinen Artgenossen Gerechtigkeit widerfahren wird. Dass ihre Niststätten wieder geöffnet werden und dass sie zurückkehren können. Tagtäglich müssen wir erleben, wie die Rechte artengeschützter Wildtiere mit Füßen getreten und bestehende Gesetze willkürlich gebeugt oder missachtet werden. Und wir haben keinen Anwalt, der sie vertreten und gegen diese alltäglichen Verstöße ankämpfen würde.

 

So viele sind gestorben. Wird Malte das nächste Opfer sein? Wir können ihn nicht mehr lange festhalten, er wird sonst sterben in Gefangenschaft. Wir können ihn nicht freilassen, denn er würde an seinem Nistplatz in der Klebepaste oder den Abwehrspikes qualvoll verenden. Ist Malte der nächste Mauersegler, der für immer von unserem Himmel verschwindet …?

 

Menschen, tut etwas! Verschließt nicht länger die Augen! Bringt Täter, die tun, was Malte angetan wurde, zur Anzeige, und lasst nicht locker, ehe Polizei und Behörden nicht ihren Pflichten nachkommen!

 

Sonst werden Eure Kinder Mauersegler nur noch aus Euren Erzählungen kennen.

 

UPDATE 24. MAI 2018:
Das Umweltamt hat Kontakt mit dem Verwalter der Eigentümergemeinschaft aufgenommen, der das Gebäude gehört. Es wurden Auflagen erteilt, die Abwehrmaßnahmen zu entfernen und die Nistplätze wieder zu öffnen. Wir möchten, dass jemand von der Behörde oder vom NABU mit vor Ort ist, wenn die Nester geöffnet werden, um zu untersuchen, ob sich vielleicht tote Segler in den Nisthöhlen befinden. Nun erstmal warten wir ab, ob alles ordnungsgemäß ausgeführt wird und hoffen, dass Malte bald heimkehren kann!

 

 

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
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