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Neues von Woody:
Wednesday, 23. November 2016 19:11
Autor: Dr. med. vet. Christiane Haupt

Der Beginn seines dritten Lebens

Tina und ich am Startplatz

Tina und ich am Startplatz! Die Boxen mit den Seglern werden ausgeladen und in den Hang geschleppt. © DGfM

Woody, Justinus, Lilly & Isolde

Links Woody und Justinus, rechts peilen Lilly und Isolde die Umgebung an. © C. Haupt

Tina oben im Hang

Tina hoch im Hang. © C. Haupt

Woody & Justinus

Zuvor im Quartier: Woody, Justinus an der Seite, hat mal wieder alles im Blick. © C. Haupt

Woody & Justinus

Woody: forschender Blick. Hinten Justinus. © C. Haupt

Mirabeau, Thalia & Pippa

Mirabeau und Thalia sind in der Kuschelhöhle verschwunden, Pippa späht durch die Noppen. © C. Haupt

Evan, Ariel, Aaron & Reyanne

The Romanians! Links Evan, vorn Ariel, Aaron und hinten Reyanne. © C. Haupt

Woody

Die Galerie der Abschiedsfotos. Zuerst der legendäre Woody! © C. Haupt

Justinus

Justinus (Justine?) Wer kann einem solchen Blick widerstehen? © C. Haupt

Lilly

Lilly präsentiert stolz ihr geschiftetes Großgefieder. © C. Haupt


Der legendäre Woody und ein Flug nach Fuerteventura – wie passt das zusammen? Unsere geneigten Leser haben Woodys wechselhaftes Schicksal seit seinem Eintreffen am 14. Juli 2015 als halbtote Elendsgestalt mit Spannung und heftigen Emotionen verfolgt. Woody: der tapfere kleine Kämpfer, der niemals aufgab, Woody – immer ganz großes Kino! Jubel und Freudentränen in der Fan-Gemeinde wie auch in der Mauerseglerklinik, als der Kultsegler, zum schmucken Jährling herangewachsen, zusammen mit seinem Partner Momo am 10. Juni 2016 erfolgreich in den Frankfurter Sommerhimmel startete!

Woody ist in den Tagen nach seinem Start gut 80 km den Rhein hinuntergeflogen und geriet dann – so rekonstruierten wir später – in heftige Starkregen. Der Juni 2016 - wir erinnern uns! - wartete damit überreichlich auf. So hat es wohl auch den unverwüstlichen Woody erwischt. Er notwasserte in einem großen Garten in Wackernheim am Rhein und wurde dort nach schätzungsweise 2-3 Tagen von einer Katze entdeckt, die das pitschnasse Federbündel nach Hause trug (dieses eine und einzige Mal dürfen wir einer Katze von Herzen dankbar sein …). Die Besitzerin nahm sich des durchfrorenen, halb verhungerten Findlings an, entdeckte den Ring, recherchierte, verständigte uns, machte sich auf den Weg und – so hielten wir eine knappe Woche nach seinem Superstart ungläubig unseren heldenhaften Woody wieder in den Händen…

Es sah eine ganze Weile nicht gut für ihn aus. Trotz intensivster medizinischer Betreuung hatten wir unsere Zweifel, ob Woody es schaffen würde. Wir hätten ihn besser kennen sollen! Woody kämpfte sich abermals zurück ins Leben. Er schien recht erfreut, wieder daheim zu sein! Bloß seinen Partner Momo vermisste er sehr (hoffentlich hat Momo es geschafft, wir wissen es nicht …) und akzeptierte keinen neuen Freund. Auch nach mehreren Wochen noch wurde jeder andere Gefährte, den wir versuchsweise zu ihm setzten, sofort verprügelt und verbissen: Woody blieb seiner alten Liebe treu! Fortan residierte er allein in seiner durchsichtigen Wohnbox und hatte das ganze Vogelzimmer stets im Blick. An einem neuerlichen Start zeigte er kein Interesse. Auch schritt nun seine Mauser fort, und so ließen wir es erstmal dabei bewenden.

Im Spätherbst beendet Woody die Schwingenmauser und kommt wieder ins Training. Er dreht im Trainingszimmer souverän die gelangweilten Runden eines Altseglers, der die weite Welt gesehen hat und über solchen Kindergartenkram erhaben ist. Plötzlich werden seine Runden feuriger. Ein bisschen angeberisch sozusagen. Sein Trainingspartner ist seit neuestem der hübsche Jungvogel Justinus aus Hanau (wahrscheinlich eine Justine, vermuten wir bald!). Justinus ist wirklich SEHR hübsch und fliegt mit bezaubernder Anmut. Woody, der rabenschwarze Galan mit seinem Gefieder wie Samt und Seide, beginnt sich zu produzieren. Hm. Wir gestatten Justinus einen Besuch in Woodys Wohnbox und stehen bereit, ihn vor dem unausweichlichen Verprügeltwerden zu retten… Nein, keine Intervention gewünscht! Woody und Justinus verschwinden in der Kuschelhöhle, und ganz deutlich sehe ich ein imaginäres „Do-not-disturb“-Schild an der imaginären Türklinke. Sie kommen bis zum Abend nicht mehr hervor. Und das Ende vom Lied ist, dass Justinus bei unserem alten Haudegen einzieht und beide fortan nur noch innig zusammenhängen. Meinem besorgten Einwand, dass Justinus noch viel zu jung sei, begegnet Woody mit einem grantig-warnenden Blick: Komm ja nicht auf die Idee, sie mir wieder wegzunehmen…!

Muss ich auch nicht. Justinus ist flugbereit und Woody auch, abermals! Für den dritten Flug nach Fuerteventura am 18. November sind sie bereits eingecheckt, zusammen mit den beiden aus Eisenach stammenden Vorjährigen Lilly und Isolde, den vier temperamentvollen Rumänen Ariel, Reyanne, Evan und Aaron sowie den Jungseglern Amir aus Offenbach, Lenka aus Langen, Thalia aus Ffm.-Bonames, Pippa aus Obertshausen und Mirabeau aus Ffm.-Höchst. An einem grauen nassen Freitag brechen wir auf, zum dritten Mal binnen drei Wochen. Jeder einzelne unserer Schützlinge ist ein ganz besonderer, jeder hat sein eigenes bemerkenswertes Schicksal. Und: Woody ist dabei!! Großes Herzklopfen …  bei mir. Der Schwerenöter nimmt‘s gelassen und turtelt lieber mit dem liebenswerten Justinus.

Vor Ort auf der Sonneninsel gleich Aufregung, denn ein Falke verlustiert sich am vorgesehenen Startplatz. Wir weichen auf einen anderen Platz aus und erklimmen mal wieder steinige Hänge mit Boxen voller fieberhaft unruhiger Segler. Sie wissen, dass etwas Außergewöhnliches bevorsteht – Freiheit, Wind, Sonne!
Profis am Start: Andrea, Pancho und Tina sichern die Umgebung, da kann man beruhigt sein. Wir starten in zwei Gruppen: Die Vorjährigen machen den Anfang! Und nachdem Isolde und Lilly pfeilschnell in die Höhe gestiegen sind, kehrt nun also auch unser Woody in die Lüfte zurück – ein starker, gelassener und wunderschöner Altsegler, der seine Metamorphose abgeschlossen hat und in sein drittes Leben aufbricht. Unter Tränen wünsche ich ihm alles Glück der Welt – und schicke ihm gleich seinen Justinus hinterher, der es kaum erwarten kann nachzufolgen. Der zarte Amir und Lenka, seine flinke Partnerin, bilden den rasanten Abschluss der ersten Gruppe.
Die schneidigen rumänischen Jungsegler führen die zweite Gruppe an. Sie sind voller Ungeduld, schießen davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Die schöne Ariel fliegt nach Osten davon und wendet sich in weitem Bogen wieder landeinwärts, während Reyanne, wild und entschlossen, der schnelle und gewandte Evan und der große Aaron gleich empor über die Bergkuppe steigen. Die kräftige Thalia ist die nächste, gefolgt von der sensiblen und scheuen Pippa, die lange wegen neurologischer Ausfallserscheinungen auffällig war und zum Glück wieder ganz gesund wurde. Das „Schlusslicht“ ist die zierliche Mirabeau, die nordöstlich abfliegt, vom Wind in eine Felsenschlucht gedrückt wird und sich erst nach mehrfachen Wendungen durch einen plötzlichen Richtungswechsel ins Tal hinein retten kann. Wir verlieren sie vor dem unruhigen Untergrund aus den Augen, und obwohl wir auf ihre Flugkünste vertrauen, bleibt eine gewisse Unsicherheit und Besorgnis zurück, die uns die Freude an diesem außergewöhnlichen Start etwas trübt.

Mit den 13 Seglern des heutigen Tages haben wir innerhalb von drei Wochen 50 Mauersegler ausgeflogen und der Freiheit zurückgegeben, und obwohl wir uns noch wie benommen fühlen, ist die Freude riesengroß. Insbesondere, als auf diesen sommerwarmen Tag eine Nacht mit dem schönsten Sternenhimmel folgt, den wir jemals gesehen haben. Die Vorstellung, dass unsere Schützlinge, die wir so lange gepflegt, gehegt, geschiftet, umsorgt und umzittert haben, nun frei unter diesen Sternen fliegen, ist eine Belohnung, die man mit keinem Geld auf der ganzen Welt kaufen kann. Unvergessliche Momente, als wir nachts unter dem prunkenden Sternenzelt sitzen und an Woody und seine Freunde denken …

Leb nun endgültig wohl, Woody, zeig deiner kleinen Justine die Welt, und bleibt am besten alle zusammen, ihr wilden 13!

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
Wir nehmen nur Segler an!

Telefonische Anfragen zu anderen Fundvögeln bearbeiten wir NICHT.

Wenden Sie sich dafür bitte an: Wildvogelhilfe.org/
 
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